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Aufgebrühter Houjicha Tee

Houjicha Tee – grüner Tee mit Kaffee-Aroma

Nach japanischer Tradition werden die Teeblätter bei der Herstellung von grünem Tee nicht geröstet, sondern mit heißem Wasserdampf behandelt. Eine Ausnahme bildet der sogenannte Houjicha Tee. In diesem Beitrag erfahren Sie alles über die Teespezialität aus Japan.

Rösttee mit besonderem Charakter

Der Name „Houjicha“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „gerösteter Tee“. Bei den für diesen Tee verwendeten Blättern handelt es sich in der Regel um Blätter aus der Sommerernte. Üblicherweise werden hier Blätter und auch Stängel weiterverarbeitet, die die bei der Herstellung anderer Grüntee Sorten wie zum Beispiel Sencha und Bancha aussortiert werden. Inzwischen gibt es in manchen Teegärten aber auch extra Houjicha-Ernten, die im Herbst stattfinden. Aber auch Houjicha aus der Frühjahrsernte findet sich immer häufiger auf dem Markt. Dabei handelt es sich dann um besonders hochwertige Vertreter ihrer Art, die nur über eine leichte Röstung verfügen.

Für die Herstellung von Houjicha werden die Teeblätter nach der Ernte zunächst ganz normal nach japanischer Tradition weiterverarbeitet. Sie werden also bedampft, gerollt und zum Abschluss getrocknet. Anschließend wird noch ein vierter Produktionsschritt angehängt – die Röstung. Dazu werden die Teeblätter in einem Trommelröster, wie man ihn auch für die Herstellung von Kaffee benötigt, für 5 bis 20 Minuten bei etwa 200°C geröstet.

Durch das Rösten erhält der Houjicha einen nussigen Geschmack, der leicht an Kaffee erinnert. Die Blätter des fertigen Tee haben in der Regel eine rotbraune bis dunkelbraune Farbe. Von Tee-Einsteigern kann der Houjicha deshalb unter Umständen mit Schwarztee verwechselt werden. Dennoch handelt es sich bei dieser Teesorte um einen grünen Tee.

So kam es zur Erfindung des Houjicha

Im Gegensatz zu anderen Teesorten handelt es sich beim Houjicha noch um einen ziemlich jungen Zeitgenossen. Schließlich wurde erst in den 1920ern erfunden – um genau zu sein in der japanischen Stadt Kyoto.

Zu Beginn des 20. Jahrhundert begann in Japan die Technisierung der Teeproduktion. Mit dem technischen Fortschritt kamen auch die ersten Erntemaschinen ins Land. Der Tee konnte so zwar billiger und schneller geerntet werden, jedoch war die Ernte deutlich unsauberer als per Hand. Das Resultat – es wurde eine große Menge an „Ausschussware“, also minderwertige Blätter und Stängel, mitgeerntet. Anstatt diese Pflanzenteile auszusortieren, begannen ein paar experimentierfreudige Teehändler aus Kyoto damit, die zu rösten. Das Ergebnis war ein vollkommen neuer Tee mit einem einzigartigen Geschmack, der in Japan fast noch gänzlich unbekannt war. Noch heute gibt es in Japan traditionelle Teeläden, die Houjicha frisch vor Ort rösten.

Das Rösten ändert nicht nur den Geschmack

Houjicha gehört zwar zu den grünen Tees, jedoch hat er durch die Röstung sowohl in seinen Inhaltsstoffen als auch seiner Wirkung nicht mehr viel mit Grüntee gemein. In Japan ist der Houjicha ein beliebter Alltagstee, der warm, kalt, morgens, abends und sogar von Kindern getrunken wird. Der Houjicha ist also in etwa vergleichbar mit dem bei uns beliebten Kräutertee und Früchtetee.

Houjicha enthält eine wesentlich kleinere Menge an Koffein als andere grüne Tees und verfügt daher auch nicht über eine wachmachende Wirkung. Das liegt zum einen daran, dass Houjicha hauptsächlich aus Teeblättern der Sommer- und Herbsternte besteh. Diese Teeblätter haben einen deutlich geringeren Koffeingehalt als Blätter aus der Frühjahrsernte. Zum anderen sorgt das Rösten dafür, dass Koffein in den Teeblättern abgebaut wird. Fertiger Houjicha Tee hat einen durchschnittlichen Koffeingehalt von 0,13g pro 100g Teeblätter. Wer nicht allzu empfindlich auf Koffein reagiert, kann diesen Tee also auch ohne Bedenken noch in den Abendstunden trinken.

Des Weiteren verfügt Houjicha auch über eine deutlich geringere Menge an Tanninen und anderen Gerbsäuren. Es fehlt also der für viele grüne Tees typische herbe Geschmack und auch das adstringierende Gefühl beim Trinken bleibt aus. Der Tee ist also besonders sanft und schmeckt bereits Tee-Neulingen.

So wird Houjicha zubereitet

In seiner Zubereitung weist der Houjicha einige Unterschiede zu anderen grünen Tees auf. Da in ihm nur sehr geringe Mengen an Koffein und wenige Gerbstoffe enthalten sind, wird der Tee nur sehr selten bitter.  Deshalb kann er auch mit deutlich heißerem Wasser übergossen werden, als es bei anderen Grüntee Sorten üblich ist. Die empfohlene Wassertemperatur für Houjicha beträgt 95 – 100°C. Bei dieser Temperatur kann sich das Aroma des Tees optimal entfalten. Die Ziehzeit von Houjicha beträgt, wie bei anderen grünen Tees auch, 2 Minuten. Auch bei dieser Teesorte sind mehrere Aufgüsse möglich.

Houjicha können Sie übrigens auch ganz einfach zu Hause selber machen. Rösten sie dazu einfach losen grünen Tee ohne Öl bei mittlerer Temperatur in einer beschichteten Pfanne so lange, bis die Blätter den gewünschten Röstgrad erreicht haben. Auf diese Weise können Sie grünen Tee, der beispielsweise durch falsche Lagerung an Farbe und Geschmack verloren hat, enorm aufwerten.