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Traditioneller chinesischer Gaiwan

Die Teezubereitung mit Gaiwan

Eine kleine Schale mit passendem Deckel und Untertasse, in der Regel aus Porzellan oder Keramik gefertigt und oftmals auch mit edler Verzierung – der Gaiwan ist ein chinesisches Gefäß mit langer Tradition, das der Zubereitung von Tee dient und noch heute bei der chinesischen Teezeremonie zum Einsatz kommt. Wie genau Tee mit dem Gaiwan zubereitet wird, das erfahren Sie in diesem Beitrag.

In sechs Schritten zum perfekten Tee

Die Teezubereitung mit dem Gaiwan lässt sich grob in sechs Schritte unterteilen. Sie fängt mit dem Reinigen des Gaiwans an und endet mit dem Servieren des Tees.

Das Reinigen des Gaiwans

Bevor die eigentliche Zubereitung des Tees beginnt, wird zunächst der Gaiwan gereinigt. In der Regel geschieht dies durch das Ausspülen mit heißem Wasser. Der Gaiwan wird dadurch von Staub oder ähnlichen Rückständen befreit, die den Geschmack des Tees negativ beeinflussen oder verfälschen könnten. Gleichzeitig wird der Gaiwan durch das heiße Wasser vorgewärmt. Bei der chinesischen Teezeremonie ist es unter anderem wichtig, die Temperatur des Tees genau zu kontrollieren. Dies fällt bei einem bereits vorgewärmten Gefäß um einiges leichter, als bei Zimmertemperatur oder Kälte.

Nachdem der Gaiwan mit dem Wasser ausgespült wurde, wird es in die Teeschalen, die später zum Trinken genutzt werden, gegossen. Dadurch werden diese ebenfalls erwärmt. Anschließend schüttet man das Wasser weg.

Die Teeblätter vorbereiten

Ist der Gaiwan gereinigt, so geht es daran, die Teeblätter für die Teezubereitung vorzubereiten. Dazu werden diese zuerst in einer speziellen Schale, Cha He genannt, abgewogen. Jetzt begutachtet man die Teeblätter, sucht nach etwaigen Verunreinigungen und bereinigt diese bei Bedarf. Anschließend gibt man die Blätter mithilfe der Cha He in den Gaiwan.

Das richtige Wasser verwenden

Nicht nur die Qualität der Teeblätter spielt bei der Zubereitung von Tee eine große Rolle, sondern auch die des Wassers. Ob nun im Gaiwan oder ganz klassisch in Tasse oder Kanne – generell empfiehlt es sich, möglichst weiches und kalkarmes Wasser für die Teezubereitung zu verwenden. Die beste Wahl sind dabei hierzulande entweder stilles Mineralwasser oder gefiltertes Leistungswasser. Manchmal liest man auch von Quellwasser, auf die Zubereitung damit sollte man zumindest in Deutschland jedoch verzichten. Es verfügt nämlich oft über einen sehr hohen Eisengehalt, der sich negativ auf den Geschmack des Tees auswirken kann.

Das Waschen der Teeblätter

Das Waschen der Teeblätter soll dazu dienen, dem Tee bei der späteren Zubereitung seinen optimalen Geschmack zu entlocken. Dazu werden die Teeblätter nur für wenige Sekunden mit etwas heißem Wasser bedeckt, welches danach sofort wieder ausgegossen wird. Dadurch wird der Tee von Teestaub und Bruchstücken befreit, die diesem unter Umständen einen unangenehmen Geschmack verleihen könnten. Bestimmte Teesorten müssen sogar mehrmals auf diese Weise gereinigt werden. Dazu zählt zum Beispiel lange gereifter Pu-Erh Tee.

Durch das Waschen werden die Teeblätter „geöffnet“. Das heißt, sie können ihre ätherischen Öle und somit auch ihr Aroma besser entfalten.

Die Teeblätter aufbrühen

Ziehzeit und Dosierung variieren von Teesorte zu Teesorte – das gilt auch bei der Teezubereitung mit Gaiwan.  Eine pauschale Zubereitungsempfehlung an sich gibt es daher nicht. Jedoch gibt es einige grobe Richtlinien, die zur Orientierung dienen können.

Ein standardmäßiger Gaiwan hat ein Fassungsvermögen von etwa 150ml. Bei der asiatischen Art der Teezubereitung wird in der Regel eine größere Teemenge verwendet, als es bei uns üblich ist. Dafür ist aber die Ziehzeit stark verkürzt. Die Teesorte außer Acht gelassen, können etwa zwischen fünf und sechs Gramm Tee in den Gaiwan wandern. Lediglich Wassertemperatur und Ziehzeit müssen dabei angepasst werden.

Grüner Tee

Die Aufgusstemperatur bewegt sich bei grünem Tee zwischen 70°C und 90°C. Auch die Ziehzeit befindet sich eher auf einem Spektrum. So beträgt sie bei manchen Grüntee Sorten nur 10 Sekunden, bei anderen wiederum eine Minute. Ein guter Einsteiger Tee für die Gaiwan Zubereitung ist der Pi Lo Chun. Die Ziehzeit beträgt bei diesem Tee etwa 20 Sekunden mit einer Aufgusstemperatur von 80 – 85°C.

Oolong Tee

Bei der Gaiwan Zubereitung von Oolong Tee unterscheidet man zwei Arten – schwach fermentierten Oolong und stark oder stärker fermentierten Oolong. Bei nur schwach fermentiertem Oolong Tee genügt eine Wassertemperatur von 85 – 90°C und eine Ziehzeit von 20 Sekunden. Stärker fermentierten Oolong Tee dagegen können Sie auch noch mit 95°C heißem Wasser übergießen. Die Ziehzeit fällt hier jedoch kürzer aus und beträgt in der Regel etwa 10 Sekunden.

Schwarzer Tee

Schwarzer Tee sollte mindestens mit 95°C heißem Wasser aufgegossen werden, in den meisten Fällen empfiehlt sich aber sprudelnd kochendes Wasser. Die Ziehzeit bei dieser Teesorte ist deutlich kürzer als bei grünem Tee und Oolong Tee und kann 5 bis 10 Sekunden betragen.

Gut für die Teezubereitung im Gaiwan geeignet ist unser Keemun – ein chinesischer Schwarztee aus der Provinz Anhui mit einem milden, fruchtig-rauchigen Geschmack.

Pu-Erh Tee

Bei der Gaiwan Zubereitung bildet der Pu-Erh Tee eine klare Ausnahme. Wie auch schwarzer Tee, so sollte Pu-Erh Tee ebenfalls mit kochendem Wasser aufgebrüht werden. Die Ziehzeit ist hier aber deutlich länger als bei den anderen Teesorten. Pu-Erh Tee kann nämlich drei bis fünf Minuten ziehen.

Den Tee servieren

Den Tee mit dem Gaiwan zu servieren kann anfangs ganz schön ungewohnt sein. Mit der linken Hand wird zuerst der Deckel auf den Gaiwan gesetzt. Anschließend wird der Gaiwan samt Deckel und Untertasse auf die Handfläche der rechten Hand gestellt. Mit dem Daumen der rechten Hand wird der Deckel nun so gehalten, dass der Gaiwan nicht ganz geschlossen ist. So entsteht ein Spalt zwischen Gaiwan und Deckel, aus dem der Tee ausgegossen werden kann. Die Blätter aber werden dabei zurückgehalten.

Ist man in der Handhabung des Gaiwans noch unsicher, so kann man den Tee auch zweihändig ausschenken. Aber keine Sorge – Übung macht ja bekanntlich den Meister!

Der Tee wird in der Regel übrigens nicht direkt aus dem Gaiwan in die Teeschalen oder -tassen gegeben, sondern zuerst in eine Servierkanne, die Chahai, geschüttet. Dies dient der Vermischung der unterschiedlichen Teeschichten und sorgt für ein gleichmäßiges Aroma.

Der Vorteil der Gaiwan Zubereitung

Mit dem Gaiwan zubereiteter Tee kann mehrmals aufgegossen werden – auch schwarzer Tee, bei dem das bei der herkömmlichen Zubereitungsmethode nicht möglich ist. Im Durchschnitt sind drei bis fünf Aufgüsse möglich, bei besonders hochwertigen und kostbaren Tees sogar bis zu zehn.

Pro Aufguss wird die Wassertemperatur erhöht und die Ziehzeit verlängert. Eine genaue Regel gibt es dazu leider nicht. Hier gilt also – Probieren geht über Studieren.