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Segelschiff des Schiffstypen Klipper

Die Geschichte der Teeklipper

Die Herrschaft der Teeklipper, auch bekannt als „Windhunde des Meeres“, war nur von kurzer Dauer. Knapp zwanzig Jahre durchzogen sie die Weltmeere und versetzten die Bevölkerung der westlichen Welt aufgrund ihrer Eleganz und Schnelligkeit immer wieder aufs Neue in Erstaunen. Die Geschichte des Tees lässt sich nicht ohne die Geschichte der Teeklipper erzählen. Und mit genau dieser beschäftigt sich der heutige Beitrag.

Die East Indiamen

Tee wird bereits seit dem 17. Jahrhunderts in England getrunken – aufgrund seines hohen Preises anfänglich allerdings nur von der britischen Oberschicht. Der Import von Tee nach Europa erfolgte zunächst ausschließlich durch niederländische Händler. In den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts stiegen schließlich auch einige britische Kaufleute in den Teehandel ein. Folglich wurde mehr Tee importiert, was wiederum dessen Preis auf dem Markt senkte und ihn auch für die einfache Bevölkerung erschwinglich machte. Die Popularität des Tees nahm stetig zu und schon bald wurde er zum englischen Nationalgetränk.

Um den heimischen Teehandel voranzutreiben, ließ die britische Regierung nur noch Importe durch landeseigene Handelsgesellschaften zu. Eine davon war die British East India Company, die schließlich zur führenden Handelsgesellschaft für Tee in England wurde. Zur Ausstattung der East India Company gehörte auch eine Flotte mit sogenannten „East Indiamen“. Diese Schiffe waren speziell auf den Transport von großen Mengen an Importgütern ausgelegt – und damit auch dementsprechend langsam. Die Strecke zwischen China und England legten die Schiffe nur selten in unter zwei Jahren zurück. Der Transport von Tee und anderen verderblichen Waren war somit mit einem enormen Risiko verbunden.

Eine Frage der Geschwindigkeit

1833 verlor Großbritannien aufgrund vermehrter Konflikte mit China das Handelsmonopol für Tee in Europa. Kurz darauf gründeten britische Kolonialherren die ersten Teeplantagen in Indien und begannen mit dem Anbau und der Produktion von Assam Tee und später auch Darjeeling Tee. Ein Jahr später endete auch das Handelsmonopol der East India Company. 1849 durften schließlich auch ausländische Händler Tee wieder Tee nach England importieren.

Bald schon entwickelte sich ein harter Konkurrenzkampf, bei dem es hauptsächlich darum ging, den Tee so frisch und schnell wie möglich an den britischen Markt zu bringen. Diejenigen Handelsgesellschaften, die schnell fahrende Schiffe ihr Eigen nennen konnten, hatten hier ganz klar die Nase vorn.

Im Rekordtempo über das Meer

Einer der schnellsten Schiffstypen des 19. Jahrhunderts war der aus den USA stammende Klipper. Der Name dieser besonderen Art von Segelschiff ist an das englische Wort „to clip“ angelehnt, was auf Deutsch „schneiden“ bedeutet. Und in der Tat schnitten diese Schiffe geradezu durch die Wellen. Zu verdanken hatten sie diese Eigenschaft einer überdurchschnittlich großen Segelfläche und einem stromlinienförmigen Schiffsrumpf. Der erste Klipper lief 1845 vom Stapel und trug den Namen „Rainbow“. Das Schiff konnte die Strecke zwischen New York und der chinesischen Stadt Kanton innerhalb von nur 102 Tagen zurücklegen – damals absolute Rekordzeit. Für einen klassischen Klipper waren Geschwindigkeiten von bis zu 20 Knoten nicht unüblich.

Der Beginn der Tee-Rennen

Zum ersten Mal für den Transport von Tee eingesetzt wurden die Klipper 1849, nur wenige Monate nachdem England das Einfuhrverbot für ausländische Handelsgesellschaften aufgehoben hatte. Die „Oriental“, ein amerikanischer Klipper, gehörte zu diesen Pionieren. Dass Schiff brachte Tee aus China innerhalb von nur 97 Tagen nach England. Die britischen Teehändler, die noch immer auf die schwerfälligen East Indiamen schworen, konnten da natürlich nicht mithalten. Und so wurde auch die britische Handelsflotte langsam aber sicher durch Klipper ersetzt.

1852 kam es zum ersten der heutzutage so berühmten Tee-Rennen. Das britische Schiff „Challenger“ forderte den amerikanischen Klipper „Challenge“ zu einer Wettfahrt auf der Strecke zwischen Kanton und London heraus. Die „Challenger“ gewann mit zwei Tagen Vorsprung. Ihr war es gelungen, die Route innerhalb von nur 112 Tagen zu absolvieren. Die britischen Handelsgesellschaften investieren daraufhin in immer schnellere Schiffe und konnten die amerikanische Konkurrenz bis 1855 schließlich vollständig aus dem Teegeschäft verdrängen.

Aber auch unter den Briten selbst kam es zu Konkurrenzkämpfen. Diese gipfelten 1866 schließlich im „Great Tea Race of 1866“. Fünf Klipper traten hier gegeneinander an. Insgesamt galt es 14.000 Seemeilen zurückzulegen, was etwa 25.900 Kilometern entspricht. Das erste Schiff traf nach 99 Tagen wieder in London ein. Nur etwa eine halbe Stunde später dockte ein weiterer Klipper an. Eine Stunde darauf folgte ein drittes Schiff.

Das Ende der Tee-Klipper

Doch nur drei Jahre nach diesem großen Rennen sollte die Ära der Tee-Klipper ein jähes Ende finden. Mit der Eröffnung des Suez-Kanals im Herbst 1869 verkürzte sich der Seeweg zwischen Großbritannien und dem asiatischen Kontinent enorm. Die neue Strecke war aufgrund ungünstiger Windverhältnisse für die Klipper aber nicht befahrbar und so mussten sie noch immer auf der alten Route segeln. Für die nicht auf den Wind angewiesenen Dampfschiffe stellte dieser Weg jedoch kein Problem dar. Für die Strecke zwischen China beziehungsweise Indien und London benötigten sie lediglich 60 Tage. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Klippern, die in der Regel erst nach etwa hundert Tagen wieder zum Heimathafen zurückkehrten. Schlussendlich wurde den Klippern von den Dampfschiffen der Rang abgelaufen und die „Windhunde des Meeres“ verschwanden von der Bildfläche.