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Sonnenaufgang hinter schneebedeckten Bergspitzen

Die nepalesische Teekultur

Nepal – wer diesen Ländernamen hört, der denkt wahrscheinlich automatisch sofort an Buddhismus, Berge und bunte Tempel. Mit Tee dagegen wird das Land eher selten assoziiert. Zu Unrecht, denn auch Nepal verfügt über eine ausgeprägte Teekultur. Alles Wissenswerte rund um die nepalesische Teekultur haben wir in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst.

Wie der Tee nach Nepal kam

Tee soll zum ersten Mal im 7. Jahrhundert nach Christus nach Nepal gekommen sein. Grund dafür war die Hochzeit einer chinesischen Prinzessin mit einem nepalesischen Herrscher. Neben allerlei Kostbarkeiten hatte die Prinzessin nämlich auch einige Teepflanzen als Aussteuer mit im Gepäck.

Doch nicht nur am Hofe kamen sich Nepal und China näher, auch die Handelsbeziehung zwischen den beiden Ländern verstärkte sich. So schaffte es der Tee auch als Handelsgut ins Land. Zu Beginn waren es hauptsächlich buddhistische Mönche, die das Heißgetränk konsumierten. Sie machten sich dessen anregende Wirkung zu Nutzen und tranken den Tee, um während der langen Meditationsphasen nicht einzunicken. Aber es sollte nicht lange dauern, bis der Tee in allen Bevölkerungsschichten Nepals bekannt und beliebt war.

Diese Tees trinkt man in Nepal

In Nepal wird, wie auch in seinem Nachbarland Indien, hauptsächlich schwarzer Tee angebaut uns konsumiert. Rund 85% des dort angebauten Tees wird nach dem CTC-Verfahren hergestellt. Bei den restlichen 15% handelt es sich um Blatttees, die hauptsächlich in andere Länder exportiert werden. In Nepal selbst zieht man stattdessen CTC Tees vor.

Tee ist dort ein Alltagsgetränk. So ist es in Nepal üblich, den Tag mit einer Tasse Tee zu beginnen. In den meisten Siedlungen findet man zudem einen „Chiya pasal“. Dabei handelt es sich um einen Teeladen, indem sich die lokale Bevölkerung trifft. Dort tauscht man sich nicht nur über das Alltagsgeschehen und den neuesten Klatsch und Tratsch aus, sondern schließt auch Geschäfte ab. Zudem gehört es bei den Nepalesen zum guten Ton, einem Gast als allererstes einen Becher mit Tee anzubieten. In Nepal trinkt man Tee nur selten pur. Stattdessen verfeinert man ihn in der Regel mit Kuh- oder Büffelmilch, Zucker und Gewürzen – dem indischen Chai Tee nicht unähnlich.

Eine nepalesische Teespezialität ist der salzige Buttertee. Wie sein Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um einen Tee, der mit Butter, hier meist Yakbutter, und Salz verfeinert wurde. Auf diese Weise entsteht ein Getränk, das nicht nur sehr gut wärmt, sondern auch äußert nahrhaft ist – beides sehr wichtige Eigenschaften angesichts des in Nepal herrschenden sehr harten und rauen Klimas.

Für den Buttertee verwendet man in der Regel Ziegeltee. Von diesem wird ein Stück abgebrochen, welches dann zu einem feine Pulver zermahlen wird. Aus diesem Pulver bereitet man dann ein Teekonzentrat zu, welches mit der Butter und dem Salz vermischt wird. Die Mischung wird erneut erhitz und der Buttertee kann serviert werden.

Die nepalesische Teezeremonie

Obwohl der Tee in Nepal als Alltagsgetränk gilt, ist er noch lange nicht ein einfaches Genussmittel. Auch in der nepalesischen Teekultur wird Teegenuss noch immer mit einem aufwendigen Ritual zelebriert. Das Teeritual wird heutzutage hauptsächlich noch in den buddhistischen Klöstern abgehalten und orientiert sich an der chinesischen Teezeremonie. Dazu versammeln sich alle Mönche des Klosters und nehmen in mehreren Reihen hintereinander Platz. Vor ihnen kniet der sogenannte Stifter. Dieser schenkt den Tee aus und stimmt währenddessen einen religiösen Gesang an. Der Tee wird dann durch die Reihen gereicht und gemeinschaftlich getrunken.

Diesen Stellenwert hat Tee in Nepal

Tee kann in der nepalesischen Kultur viele verschiedene Bedeutungen haben. So kann er für Verehrung oder Glück stehen, wird aber auch oft als Symbol für Gastfreundschaft angesehen. Gästen wird deshalb meist schon beim Betreten eines Hauses eine Schale mit Tee angeboten. Droht diese Schale leer zu werden, so wird sofort nachgeschenkt. Ein leeres Trinkgefäß gilt in der nepalesischen Kultur für Aufbruch und Abschied. Durch das Nachschenken signalisiert der Gastgeber, dass der Gast noch weiterhin willkommen ist.

Tee wird in Nepal traditionell nicht aus Tassen, sondern aus Schalen getrunken. Diese können schlicht aus Holz oder Keramik gefertigt sein, es gibt aber auch deutlich edlere Varianten, die beispielsweise aus Silber oder Jade bestehen. Das Material, aus der eine Teeschale besteht, gibt Auskunft über den Wohlstand ihres Besitzers.

In der nepalesischen Kultur ist Tee übrigens nicht nur den Lebenden vorbehalten. Auch als Opfergabe für verstorbene Angehörige und „hungrige Geister“ kommt das Heißgetränk zum Einsatz. Dazu benetzt man seine Fingerspitzen mit etwas Tee und schnipst die Tropfen anschließend in die Luft oder auf die Grabsteine.