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Aufgegossener Oolong Tee in Tasse

Wie der Oolong Tee Taiwan eroberte

Oolong  – das ist ein halbfermentierter Tee, nicht ganz grün und nicht ganz schwarz und bei Teefreunden auf der ganzen Welt äußerst beliebt. Seine Wiege befindet sich in China, dem Mutterland allen Tees. Im Laufe der Geschichte gelang es dem Oolong Tee jedoch, neue Gebiete zu erobern – darunter auch Taiwan. Aufgrund seiner extrem hochwertigen Oolong Tees ist das Land unter Teekennern eine echte Berühmtheit. Wie Taiwan zu einem der führenden Produzenten von Oolong Tee werden konnte, damit befasst sich dieser Beitrag.

Eine Insel namens Formosa

Ins Blickfeld der Europäer geriet Taiwan erstmals im Jahr 1542. Portugiesische Seefahrer waren es, die als Erstes einen Fuß auf die Insel setzten. Von ihrer Schönheit überwältigt gaben sie ihr den Namen „Ilha Formosa“, was ins Deutsche übersetzt „schöne Insel“ bedeutet. Zwar ist dieser Ausdruck schon lange veraltet, ganz von der Bildfläche verschwunden ist er jedoch nicht. Noch immer tragen viele taiwanesische Oolong Tees die Bezeichnung „Formosa“ in ihrem Namen.

Unter chinesischer Herrschaft

Im Jahr 1623 begannen die Holländer damit, Taiwan zu kolonialisieren. Sie nutzen die Insel hauptsächlich für den Anbau von Reis und Zucker und als Basis für den Handel mit Japan und China. 1645 entdeckten die Holländer zum ersten Mal wildwachsende Teepflanzen in den Bergen von Taiwan. Doch die holländische Herrschaft sollte nur von kurzer Dauer sein. Bereits im Jahre 1662 wurden die Holländer erfolgreich von den Chinesen vertrieben, die von nun an die regierende Macht auf der Insel waren.

Schon kurze Zeit später begann eine wahre Einwanderungswelle aus China, genauer gesagt aus der Provinz Fujian. Mit im Gepäck hatten die Immigranten allerlei Saatgut aus der alten Heimat. Schon bald konnte man die ersten kleinen Teesträucher in den Gärten der Einwanderer wachsen sehen.

Der Teehandel nimmt Fahrt auf

Im 18. Jahrhundert begannen auf Taiwan schließlich die Anfänge des Teehandels. Die chinesischen Einwanderer schickten ihre geernteten Teeblätter zurück zum chinesischen Festland, da auf Taiwan noch die nötigen Mittel zur Weiterverarbeitung der Blätter fehlten. Die sollte sich bis 1865 nicht ändern. In diesem Jahr begab sich ein britischer Kaufmann auf der Suche nach neuer und interessanter Handelsware nach Taiwan. Dort stieß er auf einen stetig wachsenden Markt für Oolong Tee. Er war von den hochwertigen und geschmacklich einmaligen Tees begeistert, schließlich war der europäische Gaumen zu dieser Zeit hauptsächlich die Aromen von schwarzem und in seltenen Fällen grünem Tee gewohnt.

Von dieser Entdeckung ermutigt begann der Teehändler, stark in die taiwanesische Teeproduktion zu investieren. Die ersten Fabriken wurden errichtet und der Tee musste nicht mehr zur Weiterverarbeitung nach China verschickt werden. Stattdessen lief nun der komplette Herstellungsprozess in Taiwan ab. Somit war der taiwanesische Oolong Tee geboren.

Innerhalb von kürzester Zeit erfreute sich der Tee in der westlichen Welt größter Beliebtheit und schon bald beteiligten sich zahlreiche weitere Kaufleute an seinem Export. So wurde der Oolong Tee zu einer der am meisten aus Taiwan exportierten Waren.

Japan revolutioniert die Teeproduktion

In den Jahren 1894 und 1895 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen China und Japan, aus denen Japan schließlich als Sieger hervorging. Zwischen den beiden Ländern wurde ein Friedensvertrag abgeschlossen und Taiwan im Zuge dieses Vertrages zu japanischem Herrschaftsgebiet erklärt. Auch unter den Japanern wurde die lokale Teeproduktion weiterhin gefördert. Den taiwanesischen Teebauern wurden in den japanischen Herstellungsmethoden unterrichtet und neue Maschinen zur Weiterverarbeitung der geernteten Teeblätter wurden eingeführt, was dazu führte, dass die jährlich produzierte Menge an Tee erheblich anstieg.

Die Abkehr von Oolong Tee

Als der Zweite Weltkrieg vorüber war, hatten China und Japan ihren Platz an der Spitze der Top-Teeproduzenten eingebüßt. Das führte dazu, dass Taiwan erneut ins Rampenlicht des weltweiten Teehandels rückte. Die Nachfrage nach schwarzen und grünen Tees war nach wie vor sehr groß, weshalb man in Taiwan nun den Schwerpunkt auf die Herstellung dieser Sorten setzte. Der einst so berühmte und begehrte Oolong Tee wurde zur Nebensache.

In den 70er Jahren konnten sowohl China als auch Japan erneut zu wichtigen Exporteuren für Tee aufsteigen. Um sich von diesen übermächtigen Konkurrenten abzugrenzen, begann man in Taiwan wieder mit der verstärkten Produktion von Oolong Tees. Viele der kostbarsten und teuersten Oolong stammen heutzutage aus Taiwan und das Land ist inzwischen nicht mehr aus dem internationalen Teehandel wegzudenken.