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Weißer Tee - eine chinesische Kostbarkeit
Im alten China galt er als echtes Luxusgut und auch heute noch zählt er für viele Teekenner zu den edelsten Getränken überhaupt - die Rede ist von weißem Tee. Wie seine schwarzen und grünen Artverwandten auch besteht er ebenfalls aus den Blättern der Teepflanze Camellia sinensis. Was ihn jedoch von den anderen beiden Sorten unterscheidet, das ist seine besondere Herstellungsweise. Für weißen Tee erntet man ausschließlich die ersten feinen Blätter und die noch nicht geöffneten Blütenknospen. Die Auswahlkriterien sind hier besonders streng - nicht mehr ganz geschlossene Knospen oder bereits zu stark herangewachsene Teeblätter kommen für hochwertigen weißen Tee erst gar nicht infrage. Eine maschinell erfolgende Ernte ist somit ebenfalls ausgeschlossen. Die Blütenknospen und Blätter werden von Hand verlesen und geerntet. Die Herstellung von einem Kilogramm weißen Tee erfordert im Schnitt etwa 30.000 Blütenknospen - ein enormer Aufwand. Deshalb erzielt weißer Tee auch oft außerordentlich hohe Marktpreise.
Ein Tee mit Tradition
In China trinkt man weißen Tee schon seit mehr als einem Jahrtausend. Besonders der Kaiser und seine höfischen Beamten schätzten das luxuriöse Heißgetränk. Damals goss man zur Zubereitung von weißem Tee jedoch nicht die ganzen Blätter und Blütenknospen mit heißem Wasser auf, sondern zerrieb diese zu einem feinen Pulver, welches anschließend im Zuge einer Teezeremonie mit Wasser vermischt wurde. Diese der Zubereitung von Matcha ähnelnde Zubereitungsart war bis in das 18. Jahrhundert geläufig. Erst dann begann man mit der Herstellung von weißem Tee in der Form von Blatttee. Bei den hierzulande erhältlichen weißen Tees handelt es sich in der Regel um eben diesen Blatttee. In China trifft man aber auch heute noch oft auf weißen Tee in Pulverform.
So wird weißer Tee hergestellt
Seinen einzigartigen Charakter erhält der weiße Tee jedoch nicht nur durch die sorgfältige Auswahl der Rohstoffe. Auch die Art und Weise, wie diese weiterverarbeitet werden, spielt dabei eine wichtige Rolle. Die zarten Knospen und Blätter müssen nach der Ernte erst einmal lüften. Dazu werden sie behutsam auf dem Boden ausgebreitet. Dieser erste Arbeitsschritt dauert in der Regel etwa zwei bis drei Stunden. Während dieses Vorgangs beginnen die Teeblätter bereits zu trocknen - gänzlich unter natürlichen Bedingungen und damit besonders schonend für die feinen Blätter.
Ist dieser Prozess abgeschlossen, so erfolgt das Welken der Blätter. Sie werden dazu auf sogenannte Welkmatten gegeben, auf denen sie zehn bis vierzehn Stunden verweilen. Wichtig dabei sind eine konstante Umgebungstemperatur von 25 bis 26 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von rund 60 Prozent. Jetzt beginnt der weiße Tee sanft zu fermentieren. Der Fermentierungsgrad des Endprodukts ist dabei jedoch deutlich geringer als bei schwarzem Tee. Fertiger weißer Tee hat einen Fermentierungsgrad von etwa zwei Prozent.
Anschließend werden die Teeblätter bei Temperaturen zwischen 100 und 130 Grad für zehn bis fünfzehn Minuten getrocknet. Danach wird der weiße Tee von Hand verlesen und Blätter von zu geringer Qualität werden aussortiert. Die übrig gebliebenen Teeblätter werden einem erneuten Trocknungsprozess unterzogen. Dabei sollte die Temperatur konstant 130 Grad betragen und der Vorgang sollte nicht mehr als zwölf Minuten andauern.
Der fertige Tee wird meist lose abgepackt und in dieser Form verkauft. Aber auch in Ziegel- oder Kuchenform gepresst ist weißer Tee erhältlich. Dieser durchläuft nach dem Trocknen und Pressen noch einen zusätzlichen Reifeprozess, genau wie der Pu Erh Tee. Auf diese Weise gereifter weißer Tee ist besonders wertvoll und dementsprechend teuer.
Koffeingehalt in weißem Tee
Das Gerücht, weißer Tee sei koffeinfrei, hält sich noch immer hartnäckig. Diese Annahme ist falsch. Auch weißer Tee enthält Koffein, jedoch deutlich weniger als schwarzer oder grüner Tee. Auf 100 Milliliter weißen Tee kommen etwa sechs bis acht Milligramm Koffein.
Mit zunehmendem Alter steigt der Koffeingehalt in den Blüten und Blättern der Teepflanze. Weißer Tee besteht ausschließlich aus den allerjüngsten Knospen und Blättern, die zu ihrem Erntezeitpunkt nur sehr wenig Koffein gebildet haben.
Wer Koffein gut verträgt, der kann weißen Tee daher auch gerne noch zu späterer Stunde trinken. Lediglich bei Kindern und während der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Während Kinder ganz die Finger von koffeinhaltigen Getränken lassen sollten, sind bei werdenden Müttern bis zu zwei Tassen weißer Tee am Tag erlaubt - vorausgesetzt es werden keine anderen koffeinhaltigen Tees oder Kaffee konsumiert.
So wird weißer Tee zubereitet
Weißer Tee muss, genauso wie grüner Tee, auf eine besonders behutsame Weise zubereitet werden. Qualität des Wassers, Aufgusstemperatur und Ziehzeit - all das kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Teegenuss haben.
Auf eine Tasse kommen rund zwei Gramm Teeblätter, was einem Teelöffel entspricht. Für die Zubereitung von Tee jeglicher Art sollte man immer möglichst weiches und kalkarmes Wasser verwenden. Am besten eignet sich hierfür entweder gefiltertes Leitungswasser oder stilles Mineralwasser. Weißer Tee wird niemals mit noch sprudelnd kochendem Wasser aufgegossen, da er sonst unangenehm bitter werden kann. Seine Aromen entfaltet weißer Tee am besten bei einer Aufgusstemperatur von 70 bis 80 Grad. Aufgrund seines feinen Geschmacks darf die weißer Tee Ziehzeit ruhig ein bisschen länger sein als bei grünem Tee. Gegen eine Ziehzeit von bis zu drei Minuten ist hier nichts einzuwenden.
Auch weißer Tee kann problemlos mehrfach aufgegossen werden. Bei besonders hochwertigen Tees ist dies sogar bis zu viermal möglich. Pro Aufguss sollte die weißer Tee Ziehzeit um ein bis zwei Minuten erhöht werden.
Seinen Namen trägt der weiße Tee übrigens nicht etwa aufgrund seiner hellen Tassenfarbe, sondern wegen des weiß-silbernen Flaums, mit dem die Blätter und Blütenknospen des Tees überzogen sind.
Der Geschmack von weißem Tee
Im Gegensatz zu seinen grünen und schwarzen Artgenossen ist weißer Tee deutlich milder im Geschmack. Das liegt an seinem niedrigen Fermentierungsgrad. Durch die nur sehr kurze und leichte Fermentierung bildet der Tee kaum Gerbstoffe, die normalerweise für das herbe Aroma sorgen. Stattdessen schmeckt weißer Tee blumig- frisch und verfügt oft sogar über leicht süßliche oder fruchtige Aromen. Aufgrund eben dieses sehr feinen und dezenten Aromas wird weißer Tee am besten pur getrunken. Milch, Zucker oder Zitronensaft können schnell den eigentlichen Geschmack des Tees übertönen. Aber wie bei allen anderen Teesorten auch, gilt hier ebenfalls - erlaubt ist, was schmeckt.
Sein sanfter Charakter macht weißen Tee zu einer perfekten Grundlage für aromatisierte Teemischungen. Besonders Früchte sind hier eine beliebte Zutat. Gerne wird er für diese Mischungen auch mit grünem Tee kombiniert, der mit seinem fein-herben Aroma einen interessanten Kontrast zum feinen Geschmack des weißen Tees bildet.
Ganz egal, ob pur oder aromatisiert - weißer Tee ist Luxus für Tasse und das Herzstück eines jeden Teeregals.